Milliarden Steuermittel in Kassel versenkt?

Wenn man die Wilhelmshöher Allee stadtauswärts ungefähr auf der Höhe des Bahnhofs Wilhelmshöhe nach rechts schaut, sieht man das sog. Atrium, Wilhelmshöher Allee 262. Hier residieren der Supermarkt Tegut, eine Orthopädischen Praxis, weitere Arztpraxen, die Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk, eine Unternehmensberatung und, mit einer völlig unverdächtigen Firmenbezeichnung, die Projekt System Management GmbH (PSM). Diese PSM mit Sitz in Kassel-Wilhelmshöhe, sorgt nun weltweit für einen Skandal, ohne dass sie explizit genannt wird. Nur die Mütter dieser Gesellschaft werden hin und wieder genannt: die Unternehmen Kraus-Maffai Wegmann (KMW) GmbH & Co KG und Rheinmetall-Landsysteme GmbH. Ein joint venture zweier riesiger deutscher Rüstungsunternehmen.

2009 bestellte die Bundeswehr 400 Schützenpanzer vom Typ „Puma“ von diesen beiden Unternehmen resp. der PSM. Davon sollten bis 2020 im 1. Los 350 der Bundeswehr übergeben werden. PSM war und ist weiter verantwortlich für Planung und Abwicklung, also für das Management dieses Deals. Nun stellte sich in einer Erprobung vor der Auslieferung an die schnelle Eingreiftruppe der NATO heraus, dass sämtliche vorgeführten 18 Pumas ein „Totalausfall der Trümmertruppe“ waren, titelte t-online. Vor allem Softwareprobleme sollen hier verantwortlich sein. Wieviel Milliarden Steuermittel insgesamt dabei versenkt wurden, ist nicht ganz klar. Fest steht aber, dass nach eigenen Angaben von PSM allein die Nachrüstung des Puma 1,8 Mrd. € gekostet hat. Das dürfte wohl auch auf das Konto der „Trümmertruppe“ in der Wilhelmshöher Alle 262 gehen. Wenn hier, wie die Linke in Berlin fordert, Regressansprüche an die Hersteller gehen sollten, dann wird das nicht nur dem Image Kassels, sondern ggf. auch den Steuereinnahmen der Stadt schaden. Die Jamaika-„Koalition der Vernunft“ aus Grünen, CDU, FDP sollte sich hier schleunigst schlau machen und sich nicht nur auf den Grünen-Vorsitzenden Nouripour verlassen. Der hat nämlich ganz allgemein eine Veränderung „der Kultur bei Beschaffung und Management“ von Rüstungsgeschäften gefordert. Die Grünen in Kassel sollten darüber hinaus ihren Vorsitzenden mal fragen, ob er dabei das Kasseler Unternehmen PSM meint. Vielleicht kommt er dann mal in der Wilhelmshöher Allee 262 vorbei. Da kann er CO2-günstig mit der Bahn anreisen und zu Fuß ins Büro des Unternehmens gehen und nach der „Kultur“ des Rüstungsmanagements fragen. Vielleicht hilft das auch der künftigen “Koalition der Vernunft” in Kassel .

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Peter Schulze-v.Hanxleden
    21. Dezember 2022 18:00

    Scharfsinnig und bissig beschrieben das Dilemma! Aber warum wird diesbezüglich die jahrzehntelange Verantwortung der CDU-Verteidigungsministerinnen nicht angesprochen?

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